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Stress-Story Volker

,,Früher war ich immer der Sunnyboy, aber es gab eine Zeit, da war mir nur noch nach Heulen zumute…

Ich kann mich noch allzu gut erinnern: völlig fertig lag ich morgens im Bett, kam überhaupt nicht mehr hoch… Wir hatten gut zwei Jahre am Anschlag gearbeitet, Dienste geschoben, Großveranstaltungen in der einen Woche, Unterstützung der Kollegen aus Bayern in der nächsten…

Früher prallte es an mir ab, beschimpft oder bedroht zu werden, oder auch echtes Elend zu sehen, ich war immer gut drauf. Wenn sich Kollegen krank meldeten- auf mich war immer Verlass. Bis ich letztes Frühjahr selber von einer Grippe hingerafft wurde, und irgendwie hab ich mich nie richtig erholt… Erst kam das mit dem Herzen. Dann, kaum wieder im Dienst, ein neuer Infekt. Verdacht auf Pfeiffersches Drüsenfieber. Mir ging es vier Wochen elend, aber dann wollte ich wieder raus, immer daheim, das war doch nichts für mich.

Irgendwie taten mir alle Knochen weh, ich dachte, ich müsse mich wieder bewegen. Aber nach der ersten anstrengenden Nachtschicht bekam ich auch noch Gürtelrose, das waren Schmerzen! Und es zermürbte mich, dass ich nicht mehr richtig fit war… Endlich war Urlaub, aber kaum waren wir im Hotel angekommen, hatte ich die nächste Grippe… Wir haben den Urlaub abgebrochen. Zum Glück kam mein alter Freund mich zu Hause besuchen und erzählte mir, dass es ihm schon einmal ähnlich ging…"

Volker schildert uns sehr eindrucksvoll, wie er sich von einem eigentlich harmlosen Infekt nie wieder erholte. Das hatte seine Gründe: Sein Immunsystem war völlig herunterreguliert. In Stresssituationen macht das Sinn, wenn die Stresshormone ( Cortisol, Katecholamine ) die nötigen Funktionen für eine schnelle und richtige Reaktion auf den Stressreiz anheizen ( das Hirn, die Atmung, die Muskeln) und alles herunter regulieren, was nicht akut gebraucht wird. Somit steht alle Energie bereit, um dem Stress zu begegnen. Danach sollte eigentlich eine Erholungsphase kommen, Zeit zur Wundheilung, Infektabwehr, Verdauung, Muskelregeneration, Reproduktion… Volker hatte aber, wie so viele Menschen, seit langem keine richtige Erholungspause mehr.

In der Genetik zeigte Volker eine starke Abbaustörung der Stresshormone, die zu einer massiven Verstärkung der Stressbelastung führte.Die Urinuntersuchung bestätigte das. Seine Stresshormone waren dramatisch erhöht, die Funktion des Immunsystems (wir testen die Funktion der Natürlichen Killerzellen) dafür massiv vermindert. Außerdem fanden sich im Labor etliche Marker für oxidative Zellschäden: durch den angeheizten Energieumsatz entstehen auch vermehrt sog. Radikale (aggressive Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle), welche körpereigene Strukturen angreifen und damit deren Funktion wiederum stören. Der HRV-Test ergab ein Überwiegen des Sympathikus und offenbarte damit, dass Volkers vegetatives Nervensystem auch nicht mehr gut funktioniert. Viele der wichtigen unbewussten Regulationsvorgänge, unter anderem am Herzen, können gestört sein. Volker hatte in seiner Nähe zum Glück einen ganzheitlich orientierten Hausarzt, der ihn mehrere Monate arbeitsunfähig krank schrieb und eine stufenweise Wiedereingliederung unterstützte.

,,Die ersten Wochen daheim habe ich fast nur geschlafen. Zum Glück kann ich auf die Unterstützung meiner Familie zählen. Ich nehme jetzt, nachdem ich einige Infusionen beim Hausarzt mit Vitaminen und so bekam, hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel und pflanzliche Sachen für das Immunsystem regelmäßig. Die Gliederschmerzen sind verschwunden, und so langsam kam auch mein Selbstvertrauen wieder. Das Vertrauen, dass mein Körper mich nicht im Stich lässt, denn das war eine furchtbare Erfahrung. Ich weiß nun, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, und dass man mit sich selbst genauso verantwortungsvoll umgehen muss wie mit den anderen. Meinen „Entspannungsnerven“ , den Parasympathikus, trainiere ich täglich mit Atemübungen. Das bessert die Regulation der unbewussten Vorgänge. Das merke ich zwar (noch) nicht, aber vielleicht später einmal. Wenn die anderen wieder krank sind, und nicht ich…"